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Elf Jahre nach Kyrill kam Friederike

Bäume fallen wie Streichhölzer


Das Orkantief "Friederike" hatte auch die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld fest im Griff. Eine der ersten Meldungen, die die örtliche Einsatzleitung in der Feuerwache Clausthal-Zellerfeld erreichte, war „PKW unter Baum – Person noch im Fahrzeug“. Jetzt war höchste Eile geboten. Die Einsatzkräfte konnten den Fahrer des Kraftfahrzeugs unversehrt aus seinem Auto befreien. Insgesamt waren die Feuerwehren des Stadtverbandes an über 40 Schadensstellen gefordert. An vier Einsatzstellen musste schweres Räumgerät des Technischen Hilfswerkes eingesetzt werden.

 

Aufgrund der seit Tagen bestehenden Wetterwarnungen, die am 18.01.2018 in den Mittagsstunden ihren Höhepunkt finden sollten, wurden gegen 10.00 Uhr Vorbereitungen zur Einrichtung einer örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) in der Feuerwache Clausthal-Zellerfeld, für das gesamte Stadtgebiet der Berg- und Universitätsstadt einschl. aller Stadtteile, getroffen.

 

Topographisches Kartenmaterial für den schnellen Überblick wurde aufgehängt auch, um bei einem IT-Ausfall auch sofort „analog“ auf dem aktuellen Stand zu sein und weiterarbeiten zu können. Notwendige Einsatzleitprogramme wurden gestartet und div. Funkverkehrskreise geschaltet. Daneben prüften Gerätewarte die Einsatzbereitschaft von technischem Gerät, welches voraussichtlich bei einem Sturmeinsatz erforderlich ist, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Die erste Meldung die die ÖEL erreichte kam aus dem eigenem Haus und lautete „alle Geräte einsatzbereit – keine Ausfälle“.

 

Nach kurzer Lagebesprechung zwischen dem einsatzleitenden Stadtbrandmeister, dem Ortsbrandmeister Clausthal-Zellerfeld und dessen Stellvertreter, dem Zugführer und den Kräften aus dem Team Einsatzleitwagen konnte die ÖEL bei der Technischen Einsatzleitung der Kreisfeuerwehr Goslar als einsatzbereit gemeldet werden.

Jetzt begann die Zeit des Wartens, bis das Orkantief auch Clausthal-Zellerfeld erreicht.

 

Ein Blick gegen 13:00 Uhr aus dem Fenster zeigte - „Friederike“ ist angekommen. Bäume waren stark in Bewegung und kleinere Äste flogen über benachbarte Grundstücke. Das war das Startsignal für den Ortsbrandmeister und dessen Stellvertreters, um mit dem Fahrzeug des Brandmeisters vom Dienst im Stadtgebiet einsatzbereit zu sein. Neben einer ersten Einsatzstellenerkundung, kam von ihnen die Rückmeldung, wenn besonderes Gerät erforderlich ist oder aber auch, wenn kein Einsatz der Feuerwehr notwendig war.

 

13:22 Uhr lief die erste Alarmierung durch die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Goslar in der ÖEL auf. „Mehrere umgestürzte Bäume in der Schwarzenbacher Straße – Zufahrt zum Reha-Zentrum Oberharz nicht mehr möglich“. Umgehend setzte sich die erste Feuerwehreinheit in Bewegung. Drei Minuten später kam der nächste Einsatzort mit „Zufahrt Einkaufszentrum am Ostbahnhof“ hinzu. Nach ein paar Sekunden, es war immer noch 13:25 Uhr, erreicht die Alarmmeldung „PKW unter Baum – Person noch im Fahrzeug“ die Einsatzleitung. Jetzt war höchste Eile geboten. Umgehend rückten Tanklöschfahrzeug und Rüstwagen zu dem betroffenen PKW auf der B241 / an den Pfauenteichen aus. Die Einsatzkräfte konnten den Fahrer des Kraftfahrzeugs unversehrt aus seinem Auto befreien.

 

Weiter ging es jetzt fast im Minutentakt: Robert-Koch-Straße – Ecke Kurze Straße „Baum auf PKW“; B242 Zufahrt zum Campingplatz Prahljust „PKW eingeschlossen“; Mehrere Bäume in der Altenauer Straße zwischen Agricola Straße und K38.

 

So ging es in den nächsten Stunden weiter. B242 in Richtung Dammhaus; B241 nach Buntenbock und in der anderen Richtung bis zum Auerhahn bzw. Hahnenklee. Auf die K38 (Hellertal) bis zum Campingplatz Polstertal. Auch innerstädtische Straßen waren betroffen, so zum Beispiel Schalkerweg, Am Waldseebad, Robert-Koch-Straße etc.

 

Zeitweise war Clausthal-Zellerfeld von der „Verkehrs – Außenwelt“ abschnitten und nicht erreichbar. Zur Sicherstellung der akutärztlichen Versorgung entsandte der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes einen Notarzt samt NEF nach Clausthal-Zellerfeld, und das Robert-Koch-Krankenhaus wurde ab 15:32 Uhr zum Akut-Krankenhaus für den Oberharz.

 

Mit nachlassendem Sturm konnten auch jetzt die Einsatzstellen abgearbeitet werde, die bis dahin wegen hoher Eigengefährdung nicht beseitigt wurden. Die letzten Gefahrenstellen in der Zuwegung zum Campingplatz Polstertal und zur Flambacher Mühle waren gegen 22:00 Uhr beseitigt.

 

Die in der ÖEL eingehenden Alarmmeldungen, die die Ortschaften Altenau, Buntenbock, Schulenberg oder Wildemann betrafen, wurden an die dortigen Feuerwehrkräfte weitergegeben, die sich in den Gerätehäusern in Alarmbereitschaft befanden. Auf die diesbezüglichen Berichte wird auf die Homepages der jeweiligen Ortsfeuerwehren verwiesen.

 

Insgesamt waren über 40 Einsätze im gesamten Stadtverband der Feuerwehr, wovon auf Clausthal-Zellerfeld 33 entfielen, zu fahren. Von der Ortsfeuerwehr Clausthal-Zellerfeld waren insgesamt 52 Kameraden im Einsatz. Wovon sich 42 im Sturmschadeneinsatz und 10 Kameraden zur Sicherstellung des örtlichen Brandschutzes auf der Wache in Bereitschaft befanden.

 

Nach Reinigung der Gerätschaften und Fahrzeuge, sowie Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft war der ereignisreiche Tag für die Feuerwehr um 23:00 Uhr beendet.

 

Anzumerken sei noch, dass es sich bei der Anzahl der Einsatzstellen zum Teil auch um Abschnitte, die als eine Einsatzstelle gewertet wurden, gehandelt hat, in denen mehrere Bäume in kurzen Abständen Fahrbahnen versperrten und beseitigt werden mussten.


Die Einsatzstelle Schwarzenbacher Straße am Tag danach:


Fotos: Feuerwehr Clausthal-Zellerfeld

       (P. Müller 18.01.2018)